Heute habe ich vier Fragen zur künstlichen Befruchtung für Euch herausgesucht. Denn das ist ein Thema, was bei den Fragen häufig vorkommt.
Fangen wir gleich mit der ersten Frage der Fragen zur künstlichen Befruchtung an, das ist ja fast so etwas wie eine Basisfrage:
Woran erkennt man eine besonders gute Praxis? Gibt es Empfehlungen?
Antwort:
Zum einen gibt es die Erfolgsraten des entsprechenden Zentrums oft im Internet.
Viel wichtiger ist es aber, wie Du Dich dort aufgehoben fühlst.
Wirst Du immer von der gleichen Ärztin/Arzt behandelt, oder kommt jedes Mal jemand anderes?
Werden alle Deine Fragen erst genommen und beantwortet? Oder hast Du das Gefühl, es läuft nach Schema „F“ und Fragen sind unangenehmer Sand im Getriebe.
Kennt man sich mit den neusten Methoden aus und werden sie angewandt?
Werden zusätzliche Leistungen erklärt und begründet, warum man sie gerne bei Dir anwenden möchte, oder nicht? Hast Du das Gefühl, dass Dir Dinge „verkauft“ werden sollen, weil sie dem Zentrum Geld bringen oder weil es in Deiner individuellen Situation Sinn macht?
Das wären so die Kriterien, auf die ich achten würde.
Frage Nummer zwei der Fragen zur künstlichen Befruchtung lautet:
Blastozystentransfer oder Frischtransfer: Was spricht für oder gegen das eine oder andere?
Antwort:
Blastozystentransfer ist der Transfer nach 5 Tagen Kultivierung. Im Gegensatz zur dreitägigen, älteren Kultivierungsmethode. Früher waren 5 Tage schlichtweg nicht erlaubt.
Zwischen Tag 3 und 5 überleben viele Embryonen nicht. Welche überleben, sieht man den einzelnen Embryonen nicht an. Deshalb kultiviert man gerne 5 Tage, um die fittesten zu transferieren. Da soll die Schwangerschaftsrate höher sein.
Überstimulation
Es gibt aber auch Gründe, auf einen sofortigen Transfer zu verzichten.
Zum Beispiel bei einer Überstimulation. Da heißt, es haben sich sehr viele Eizellen unter der Therapie gebildet. Davon mal abgesehen, dass die Eierstöcke ganz unangenehm spannen, weil sie, je nach Grad der Überstimulation, ein Vielfaches ihrer Größe angenommen haben, ist dieser Zustand unter Umständen auch gefährlich! Die vergrößerten Eierstöcke entziehen dem Körper Wasser, Thrombosen und Nierenversagen drohen bei höhergradigen Überstimulationen. Davon kann ich ein Lied singen, einer meiner Chefs im Laufe meines Medizinerlebens liebte hoch dosierte Stimulationsprotokolle. Da hatten wir ab und an jemand, der mit Überstimulation auf Station lag.
Komplikationen bei einer Schwangerschaft
Kommt es bei der Rückgabe der Embryonen bei einer Überstimulation zu einer Schwangerschaft, verstärkt das Schwangerschaftshormon, was dann gebildet wird, die Überstimulation. Und damit die Gefahr von Thrombose, Lungenembolie und Nierenversagen.
Ruhe einkehren lassen in Deinen Körper
Früher hat man trotzdem oft die Embryonen zurückgegeben. Die Möglichkeit, diese einzufrieren, waren noch nicht so gut.
Die Kryokonservierung, so nennt man das Einfrieren, ist durch neuere Einfriermedien besser geworden. In einem solchen Fall, je nach Schweregrad der Überstimulation, würde man es vorziehen, die Embryonen einzufrieren.
Dann kann die Überstimulation sich in Ruhe zurückbilden und die Embryonen können gefahrlos zu einem späteren Zeitpunkt zurückgegeben werden. Ohne Gefährdung für das Leben von Mutter und Kind.
Präimplantationsdiagnostik
Gibt es Erbleiden in der Familie, kann es sinnvoll sein, dem Embryo daraufhin zu untersuchen. Dabei werden im Blastozytenstadium mehrere Zellen abgeknipst und untersucht. Die Untersuchung dauert aber zu lange, um den Embryo noch frisch transferieren zu können. Deshalb wird er eingefroren.
Präimplantationsdiagnostik ist der Fachausdruck und in Deutschland von der Ethikkommission zu genehmigen.
Polkörpergendiagnostik
Die kleine Schwester, die Polkörpergendiagnostik, ist nicht genehmigungspflichtig. Aber sie klärt nur die weibliche Seite ab. Und auch hier müssen die Embryonen zwischenzeitlich auf flüssigem Stickstoff gelagert werden.
Frischtransfer statt Einfrieren
Wenn es keine Pathologie bei der Gebärmutterschleimhaut gibt oder keinen anderen medizinischen Grund, würde ich den Frischtransfer vorziehen. Wieso dem Embryo unnötig Stress bereiten?
Kryokonservierung überzähliger Embryonen
Hast Du allerdings mehr Embryonen guter Qualität als Du zurückbekommen darfst oder möchtest, lass sie einfrieren. Ein Kryozyklus ist für Deinen Körper bei weitem nicht so anstrengend wie eine hormonelle Stimulation.
Die Auftaurate ist mittlerweile sehr gut. Zu meiner „Lehrzeit“ überlebten nur zirka die Hälfte aller Eizellen, heute fast alle.
Die dritte Frage der Fragen zur künstlichen Befruchtung:
Welche Zusatzleistungen bei ICSI bzw. Transfer machen Sinn?
Antwort:
Da gibt es vieles, für das Du Dein Geld loswerden kannst. Du kannst die Killerzellen begutachten lassen, spezielle Aufarbeitungen für die Spermien (PICSI) vornehmen lassen. Der ERA-Test, der Dein optimales Fenster der Einnistung bestimmen soll, Polkörpergendiagnostik, PID, im Vorfeld nach Euren Genen schauen lassen, und, und, und…
Klare Indikationsstellung
Vieles ist umstritten, vieles dient dem Zentrum als Zusatzeinnahme. Es ist sicher nicht alles für jede oder jeden geeignet. Achte darauf, ob es eine spezielle Indikation gibt, oder alles im Gießkannenprinzip über Dich gegossen wird.
Alternative Zusatzmaßnahmen
Das gilt übrigens auch schon bei den Zusatzmaßnahmen, die vor und während einer IVF durchgeführt werden zur „Unterstützung“: Akupunktur, Yoga, TCM, der Heilpraktiker will Dich regelmäßig sehen, Ernährungsoptimierung, und vieles mehr. Am Ende machst Du so viel, dass es der pure Stress ist. Die Methoden an sich sind alle nicht schlecht, aber nicht alle auf einmal. Wenn Du lieber Yoga machst, als Joggen zu gehen, mach Dir den Stress mit der Rennerei nicht.
Sei sicher, sowohl bei den Zusatzmethoden bei der IVF als auch bei den unterstützenden Maßnahmen wird es immer noch etwas geben, was Du optimieren kannst. Stressfreier kann es sein, auch mal was sein zu lassen.
Und die letzte Frage der Fragen zur künstlichen Befruchtung hat es in sich:
Wann ist ein Praxiswechsel sinnvoll? Macht das überhaupt Sinn während laufender Behandlung und erst nach 3 Fehlversuchen?
Antwort:
Unter laufender Behandlung, also mitten in der Stimulation, würde ich nicht wechseln. Da muss schon etwas Gravierendes vorgefallen sein.
Vertrauen
Ansonsten ist ein Wechsel immer sinnvoll, wenn kein Vertrauen in die behandelnden Ärzte mehr da ist. Sei es, weil Deine Fragen nicht ausreichend beantwortet werden oder immer wieder dieselben organisatorischen Mängel auftreten, die den Erfolg der Behandlung gefährden.
Behandlungserfolg
Allerdings musst Du wissen, dass der Behandlungserfolg zwischen 15 bis maximal 45 % liegt, im Schnitt bei zirka 25 %, je nach Einschränkung der Fruchtbarkeit. Noch geringer ist die Baby-take-Home-Rate, also die Rate an lebend geborenen Kindern.
Nicht jeder Embryotransfer mündet in einer Schwangerschaft, noch weniger in einer Geburt.
Zahlen aus dem IVF-Register
Das deutsche IVF-Register gibt folgende Zahlen für die deutschen IVF-Zentren an:
Transferrate 91 %, Schwangerschaftsrate 33 %, Baby-take-Home-Rate 20 %. Das ist allerdings der Durchschnitt aller Zentren, da gibt es sicher Ausfälle nach oben und nach unten.
Da kann dann schon mal Frust aufkommen, wenn es nicht sofort mit der Schwangerschaft klappt. Nicht immer ist das Zentrum schuld, häufiger spielt Dir Mutter Natur hier übel mit.
So, das waren spannende Fragen zur künstlichen Befruchtung, gestellt von den Seminarteilnehmerinnen des Yoga-Seminars von Julia Glesti: https://www.youtube.com/c/juliaglesti/videos
Wenn Du zu diesem Thema noch weitere Fragen hast, lass es mich wissen.
Gerne kannst Du mich auch über meine Online-Sprechstunde buchen: https://klickehier.com/online-sprechstunde
Stehst Du noch am Anfang und möchtest wissen, was Dich schnell und sicher zum Kinderwunsch bringt, dann schaue hier nach:
https://euer-weg-zum-wunschkind.de/home
Ich wünsche Dir, dass Du Dein Wunschkind bald im Arm hältst!
Alles Liebe
Deine Heidi